Sa 18.03.2000 14:07
Iridium wird Satellitentelefon-Dienst einstellen
New York (dpa) - Die amerikanische Satelliten-Telefongesellschaft Iridium LLC wird ihren Dienst einstellen und
Vorbereitungen für eine Zerstörung ihrer 66 regulären und acht Ersatzsatelliten im Weltall treffen.
Dies teilte Motorola, der größte Iridium-Investor und Betreiber des Iridium-Systems, in der Nacht zum
Samstag mit. Das Satellitennetz war für mehr als fünf Milliarden Dollar eingerichtet worden. Es handelt
sich um eine der spektakulärste Hochtechnologie- Pleiten, die es je gegeben hat.
Die Iridium LLC hat das Konkursgericht in New York informiert, dass es keinen qualifizierten Käufer für
seine Vermögenswerte gefunden hat. Iridium will deshalb seinen kommerziellen Dienst einstellen und den Liquidationsprozess
für das Unternehmen beginnen.
Der amerikanische Elektronikkonzern Motorola will das Satellitennetz noch "für eine begrenzte Zeit"
aufrechterhalten bis ein endgültiger Plan ausgearbeitet ist, wie die Satelliten wieder aus ihrer Umlaufbahn
gebracht werden können.
Satellitenfachleute glauben, dass es 50 Millionen Dollar kosten und bis zum Jahresende dauern könnte, um das
Programm zur Zerstörung der Satelliten auszuarbeiten. Einige der Satelliten könnten bis zu zwei Jahre
benötigen, um wieder in die Erdatmosphäre zu kommen, berichtete die "New York Times" am Samstag.
Dort sollen sie verbrennen, ohne vorher andere Satelliten im Weltall zu beschädigen oder auf besiedelte Gebiete
zu fallen.
Motorola will Iridium-Kunden in entlegenen Gebieten zwischenzeitlich helfen, alternative Kommunikationsmöglichkeiten
zu finden, teilte die Gesellschaft weiter mit.
Die ersten Satellitentelefonate mit dem Iridium-System waren gegen Ende 1998 geführt worden. Iridium hatte
jedoch wegen enormer geschäftlicher Probleme bereits im August 1999 Schutz vor seinen Gläubigern beim
Konkursrichter gesucht. Die Gesellschaft wollte sich im Rahmen des Kapitel Elf des US-Konkursrechtes sanieren und
einen betuchten Käufer finden. Dies gelang ihr nicht. Deshalb kommt jetzt das endgültige Aus für
Iridium.
Der amerikanische Telekommunikationsunternehmer und Milliardär Craig O. McCaw, der Iridium für 600 Millionen
Dollar kaufen wollte, hatte vor wenigen Wochen einen Rückzieher gemacht und hatte damit das Iridium Schicksal
besiegelt. Ein kleines US- Telekommunikationsunternehmen hatte 25 Millionen Dollar für Iridium geboten, doch
war diese Offerte abgelehnt worden.
Der Hauptgrund für das Scheitern von Iridium waren nach Darstellung von Wall-Street-Experten die fehlenden
Kunden. Iridium hatte auf Millionen Benutzer gehofft und hatte zuletzt nur etwa 55 000 Kunden.
Der Siegeszug des Internet sowie zu hohe Kosten von anfangs 3 000 Dollar für die schweren und unhandlichen
Satellitentelefone sowie anfängliche extrem hohe Benutzergebühren von sieben Dollar je Minute hielten
potenzielle Benutzer von Iridium fern.
©dpa